… den Kindern eine Stimme geben:
„Ich komme aus Afghanistan und bin seit einem Jahr in Deutschland. In unserem Land gibt es seit 35 Jahren Krieg. Wegen des Krieges musste ich mein Heimatland verlassen. Ich war ein normales Kind und hatte mit meinen Eltern in unserer Gesellschaft ein normales Leben. Als ich meinen Onkel, meine Brüder und andere durch Selbstmordattentate verloren hatte, war ich der letzte Sohn meiner Mutter. Ich war selbst durch diese Explosion verletzt. Meine Mutter sagte mir, ich müsste dieses Land verlassen, weil sie mich nicht auch noch verlieren wollte. Ich wollte einfach weiterleben und nicht sterben.
Als ich nach Deutschland gekommen war, wünschte ich mir zuerst, dass ich irgendwo bleiben könnte, wo es keinen Krieg und keinen Streit gibt und wo man in Ruhe leben kann und keinen Stress hat. Ich wollte nur ein Dach über dem Kopf und ein Bett, nicht mehr. Es war auch mein Ziel und mein Traum, schon als ich ein Kind war, ein Arzt zu werden. Als ich herkam sah ich, dass ich hier die Gelegenheit habe zu lernen. Mein Ziel ist es, mein Abitur zu machen und Arzt zu werden, um den Leuten zu helfen und auch meinem Heimatland zu helfen, dass die Leute nicht irgendwann alle wegen des Krieges heraus müssen. Warum sollen sie irgendwo anders hingehen? Wenn wir unsere Gesellschaft haben, wenn wir unser eigenes Land haben - warum sollen wir irgendwo anders hingehen, wo die Leute uns Fremde nennen und uns einfach ohne Grund beleidigen können?“ (Safiullah, 17 Jahre)
Am 23./24. April und am 22./23. Juni 2015 fand jeweils eine Fachtagung zum Thema: „Angekommen in Deutschland. Und nun? Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Kinder- und Jugendhilfe“ im Centre Francais in Berlin statt. Beide Tagungen wurden von der Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe im Deutschen Institut für Urbanistik in Kooperation mit dem Deutschen Städtetag veranstaltet. Über 400 Fachkräfte aus allen Bundesländern waren nach Berlin gekommen und diskutierten über eine Vielzahl fachpolitischer Fragen.
Insbesondere die geplante Gesetzesänderung im Hinblick auf eine bundesweite Umverteilung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in andere Bundesländer und Kommunen wurde intensiv und teilweise auch kontrovers diskutiert. Es fand eine Verständigung darüber statt, welche unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in den Versorgungsbereich der Kinder- und Jugendhilfe fallen, welche Einzelaspekte zu klären und zu bewältigen sind und mit welchen Hilfeformen sie unterstützt werden können, die aktuelle Situation zu meistern und Perspektiven für ihre Zukunft zu entwickeln. Im Verlauf der Tagung wurden Praxisbeispiele vorgestellt, Ideen zur Entwicklung kommunaler Strategien zur Integration junger Einwanderer gesammelt und ein bundesweiter Erfahrungstransfer initiiert, der im nächsten Jahr fortgesetzt werden soll.
Die vorliegende Dokumentation bündelt bisher vorliegende Erfahrungen bei der Integration dieser Jugendlichen und beschreibt zukünftige Herausforderungen und Chancen.
Aus dem Inhalt:
Eröffnung der Tagung
Prof. Dipl.-Ing. MARTIN ZUR NEDDEN , Wissenschaftlicher Direktor, Geschäftsführer, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin
Eröffnung der Tagung
Dr. STEPHAN ARTICUS, Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Städtetages, Berlin
Grußwort – Eckpunkte des Gesetzentwurfs
Dr. HEIKE SCHMID-OBKIRCHNER, Leiterin des Referats Rechtsfragen der Kinder- und Jugendhilfe, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus dem Projekt ALREJU berichten …
Kurze Einführung in das Projekt ALREJU
MATHILDE KILLISCH, Heimleiterin, Jugendprojekt ALREJU - Stationäre Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Diakonisches Werk Oderland-Spree, Fürstenwalde
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus dem Projekt ALREJU berichten …
… über ihre Fluchtgründe,
… über ihren Weg nach Deutschland,
… über ihre ersten Erfahrungen in Deutschland,
… ihre Wünsche für die Zukunft
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge - Woher kommen sie, wer sind sie, was bringen sie mit?
UTA RIEGER, Kinderflüchtlings- und -rechtsexpertin, UNHCR - The UN Refugee Agency, Zweigstelle Nürnberg
Rechtliche Grundlagen in der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen
URSULA GRÄFIN PRASCHMA, Abteilungspräsidentin, Leiterin der Abteilung Grundlagen des Asylverfahrens und Sicherheit, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg
Die Verantwortung der Kinder- und Jugendhilfe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Podiumsdiskussion mit:
Dr. ANDREAS DEXHEIMER, Geschäftsstellenleiter, Diakonie - Jugendhilfe Oberbayern, München
MIRKO ENGEL, Jugendhilfeplaner und Fachcontroller, Gesamtkoordination für den Bereich der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken
LUCAS-JOHANNES HERZOG, Vorstandsmitglied, Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen e. V. (IGFH), Abteilungsleiter Erziehungshilfen im Jugendamt Stuttgart
CAROLIN KRAUSE, Leiterin des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien, Köln
JOHANNES HORN, Leiter des Jugendamtes Düsseldorf
Aktueller Stand der gesetzlichen (Neu)Regelungen.
Podiumsdiskussion über die Umsetzung in Politik + Praxis.
Wie stelle ich mich auf die aktuelle Situation ein – in Hamburg, Berlin, Dresden und …
Dr. HELMUT HINZE, Leiter, Jugendhaus Berlin-Friedrichshain
JOHANNES HORN, Leiter des Jugendamtes Düsseldorf
MIRIAM PILZ, Leiterin der Abteilung Besondere Soziale Dienste, Jugendamtes Dresden
ULRIKE SCHWARZ, Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge e. V. (BUMF), Berlin
Dr. HERBERT WIEDERMANN, Abteilungsleiter, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Hamburg
REGINA OFFER, Hauptreferentin, Deutscher Städtetag, Berlin
Bildungschancen und Bildungsmöglichkeiten für Flüchtlingskinder – am Beispiel der SchlaU-Schule in München
MICHAEL STENGER, Vorstandsvorsitzender und ehemaliger Schulleiter der SchlaU-Schule in München
Flüchtlingskinder als Zukunftsthema für soziale Arbeit
Dr. ANDREAS DEXHEIMER, Geschäftsstellenleiter, Diakonie - Jugendhilfe Oberbayern, München
Arbeitsgruppen
Arbeitsgruppe „Inobhutnahme, Clearing und Altersfeststellung - Ganzheitliche Anforderungen an eine Erstversorgung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“
- Erstversorgung in Bielefeld
ANKE BERKEMEYER, Geschäftsbereichsleiterin Erzieherische Hilfen, Jugendamt Bielefeld - Erstversorgung in München
FREDERIK KRONTHALER, Geschäftsführer des Bereichs Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene, Dipl.-Sozialpädagoge, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, condrobs e. V., München - Aufnahme und Erstversorgung in Stuttgart
LUCAS-JOHANNES HERZOG, Vorstandsmitglied, Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen e. V. (IGfH), Abteilungsleiter Erziehungshilfen im Jugendamt Stuttgart
KLAUS-DIETER PIEPER, Fachberater für die Wirtschaftliche Jugendhilfe, Jugendamt Stuttgart
(aus der Wiederholungstagung am 22./23. Juni 2015)
Arbeitsgruppe „Gestaltung von Vormundschaften - Sicherung des Rechtsbeistandes für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“
- Amtsvormünder: Persönliche Verantwortung – Stabile Geschäftsprozesse – Qualifikationsentwicklung
Dr. HERBERT WIEDERMANN, Abteilungsleiter, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Hamburg - Ehrenamtliche Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
KATRIN LÖFFELHARDT, Projektleiterin, Projekt Do It!-Transfer, Diakonie Wuppertal
Arbeitsgruppe „Gesundheit/Krankheit bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (auch Mitarbeiter/innenschutz)“
- Gesundheitsschutz von Mitarbeitern/innen aus dem Bereich der Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlinge des Jugendamtes der Stadt Köln
CAROLIN KRAUSE, Leiterin des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien, Köln - Flucht und das Recht auf Gesundheit. Erfahrungen aus der ärztlichen Praxis
Dr. THOMAS NOWOTNY, Kinder- und Jugendarzt, Stephanskirchen
Arbeitsgruppe „Umgang mit Traumata“
SIMONE WASMER; Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Behandlungszentrum für Folteropfer e. V., Berlin
Arbeitsgruppe „Umgang mit Traumata“
BARBARA ABDALLAH-STEINKOPFF, Psychotherapeutin, Leiterin des Fortbildungsinstitutes Refugio, Refugio – Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer, München
(Aus der Wiederholungstagung am 22./23. Juni 2015)
Arbeitsgruppe „Alltagsbildung für junge Flüchtlinge - Möglichkeiten einer integrationsfördernden Erziehung“
Dr. ANDREAS DEXHEIMER, Geschäftsstellenleiter, Diakonie - Jugendhilfe Oberbayern, München
JAQUIE MARY THOMAS, Dipl.-Sozialpädagogin, Diakonie - Jugendhilfe Oberbayern, München
Arbeitsgruppe „Bedarfsgerechte Angebote der Kinder- und Jugendhilfe (Anschlusshilfen)“
- Input aus Sicht des Regionalverbandes Saarbrücken
MIRKO ENGEL, Jugendhilfeplaner und Fachcontroller, Gesamtkoordination für den Bereich der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken - Angebote für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Overdyck
PETRA HILLER, Heimleiterin der evangelischen Stiftung Overdyck, 1. stellvertretende Vorsitzende der IGfH, Bochum - Input aus Sicht des Jugendamtes Düsseldorf
STEPHAN SIEBENKOTTEN-DALHOFF, Abteilungsleiter Kinderhilfezentrum, Jugendamt Düsseldorf
(aus der Wiederholungstagung am 22./23. Juni 2015) - Input aus Sicht der Diakonie Düsseldorf
JESSICA TE HEESEN, Leiterin „JUMP“, Geschäftsbereich Erziehung und Beratung, Sachgebiet Jugend, Diakonie Düsseldorf
(aus der Wiederholungstagung am 22./23. Juni 2015)
Literaturhinweise