Mit Kindern und Familien arbeiten, bevor etwas passiert
Am 23./24.10.2014 diskutierten über 100 Leitungskräfte aus der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe in Berlin Personalfragen im Spannungsfeld von Arbeitsbelastung und Fachkräftemangel.
„Wenn sie nicht überzeugt wären, wären sie nicht da.“
Über „Die qualifizierte und motivierte Fachkraft: Wer ist das, wie bekommt man sie und wie hält man sie im ASD?“ referierte Prof. Dr. Joachim Merchel, Fachbereich Sozialwesen, Fachgruppe Organisation und Management, Fachhochschule Münster. Im Mittelpunkt seines Vortrages stand u.a. die Auseinandersetzung mit der Frage, warum der ASD ein aktives Personalmanagement benötigt und für einen zukunftsfähigen ASD eine aktive Personalentwicklung dringend erforderlich ist. Angesichts der gestiegenen Komplexität der Aufgaben müsse es eine systematische Beobachtung der Belastungen geben und der Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit besonderes Interesse gewidmet werden.
Berufsidentität von Fachkräften im ASD
Darüber hinaus war es Prof. Merchel ein besonderes Anliegen, über das Thema „Berufsidentität“ von Fachkräften zu sprechen, die sich am Schnittpunkt von Fachkraft, Profession und Organisation ergibt und die er bedroht sieht. Zu fragen sei, was noch „sozialarbeiterisch“ an der Tätigkeit im ASD ist. Eine gute „Chiffre“ dafür sei die Aussage: „Wir dürfen nicht mehr beraten“ (und sind nur noch ausführendes Organ.) Berufsidentität sei aber ein zentraler Verankerungspunkt sowohl für die Bindung von Mitarbeiter/innen als auch für die Organisationsgestaltung.
Was ist kommunale Praxis? Personalentwicklung im ASD
Am zweiten Tag wurden verschiedene Praxisbeispiele zur Personalentwicklung im ASD in Arbeitsgruppen diskutiert. Dabei ging es u.a. um:
- Personalgewinnung und -einarbeitung,
- Führungskräfte-Nachwuchsförderung,
- Entwicklung und Umsetzung eines Kompetenzprofils für Fachkräfte im ASD,
- Fort- und Weiterbildung im Jugendamt,
- Qualifizierung Studierender für die Praxis und
- Beobachtung von Arbeitsbelastungen und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.
„Gucken, was die andern machen und davon lernen“
In der abschließenden Podiumsdiskussion waren die Referent/innen aufgefordert, Handlungsperspektiven aus der Tagung zu benennen. Hier einige unkommentierte Blitzlichter:
- Jede Profession sollte ihre eigenen Professionsregeln haben und sich nicht fremdbestimmen lassen.
- Personalmanagement ist (eine lange vernachlässigte) Führungsaufgabe. Wie kriegt man das strukturiert in den Alltag verankert?
- Personalentwicklung im Sinne von „Generationswechsel“ gestalten und Nachwuchs-Führungskräfte entwickeln.
- Berufsanfänger/innen können in prekäre Arbeitsbedingungen „geraten“ wie ihre Klientel. Wie sollen diese dann Berufsidentität entwickeln?
- Vielfalt der ASD’s – gucken, was die anderen machen und davon lernen.
Aus dem Inhalt
Vorwort
KERSTIN LANDUA, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin
Meine Motivation im ASD zu arbeiten, meine ersten praktischen Erfahrungen, meine Wünsche
SASKIA HOTKAMP, Universität Duisburg-Essen/Jugendamt Essen
Die qualifizierte und motivierte Fachkraft: Wie bekommt man sie und wie hält man sie im ASD?
Prof. Dr. JOACHIM MERCHEL, Fachhochschule Münster
Welche Identität hat der ASD in meiner Stadt/meinem Landkreis? Welche Auswirkungen haben die Organisationsstruktur und die Arbeitsweise verschiedener ASDs auf die Fachkräfte?
Jugendamt Landkreis Plön
ANSELM BRÖßKAMP, Amt für Jugend und Sport, Kreis Plön
Jugendamt der Landeshauptstadt Stuttgart
REGINA QUAPP-POLITZ, Jugendamt Stuttgart
Jugendamt der Stadt Chemnitz
CLAUDIA HOPPERDIETZEL, Amt für Jugend und Familie, Stadt Chemnitz
Jugendamt des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin
UTA VON PIRANI, Bezirksjugendamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
Personalfragen im Spannungsfeld von Fachkräfteentwicklung und Arbeitsbelastung. Vorstellung von Praxisbeispielen zur Personalentwicklung im ASD
Arbeitsgruppe „Personalgewinnung und -einarbeitung“
SUSANNE OVERHAGE, Bezirksjugendamt Porz, Köln
Arbeitsgruppe „Führungskräfte-Nachwuchsförderung“
DELIA GODEHARDT, Sozialpädagogin, HARTMUT GERGER, Sozialpädagoge, Jugendamt Stuttgart
Arbeitsgruppe „Prozess der Entwicklung und Umsetzung eines Kompetenzprofils für Fachkräfte im ASD“
ANNETTE REINERS, Bayerisches Landesjugendamt, München
Arbeitsgruppe „Fort- und Weiterbildung im Jugendamt“
STEFAN GESMANN, Fachhochschule Münster
Arbeitsgruppe „Beobachtung von Arbeitsbelastung und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung“
Dr. HILDEGARD PAMME, LWL-Landesjugendamt Westfalen, Münster
Arbeitsgruppe „Uni-meets-practice-meets-Uni: Qualifizierung Studierender für die Praxis“
SUSANNE SCHREINERT, Universität Duisburg-Essen/Soziale Dienste der Stadt Essen
Der ASD: für Mitarbeiter/innen ein spannendes und spannungsvolles Arbeitsfeld - Handlungsperspektiven aus der Tagung …
Podiumsdiskussion und Fishbowl
Gesprächspartner/innen:
- ANSELM BRÖßKAMP, Amt für Jugend und Sport, Kreis Plön
- CLAUDIA HOPPERDIETZEL, Amt für Jugend und Familie, Stadt Chemnitz
- Prof. Dr. JOACHIM MERCHEL, Fachhochschule Münster
- BRUNO PFEIFLE, Jugendamt Stuttgart
- UTA VON PIRANI, Jugendamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin
- REGINA QUAPP-POLITZ, Jugendamt Stuttgart
Literaturhinweise